Pressestimmenarchiv 30.1.2011

Gespenster, Nachtigall und Flötenlehrer

Kammerorchester Schlösschen Limburgerhof gibt Barockkonzert in Lambsheimer Kirche

- Querflötistin Franziska Katharina Funk als Solistin -

VON GEREON HOFFMANN

 

Gespenster im nächtlichen Venedig, der größte Flötenlehrer des Barock und die Mannheimer Schule – beim Konzert des Kammerorchesters  Schlösschen Limburgerhof gab es für das Publikum in der protestantischen Kirche Lambsheim einiges zu entdecken. Werke des wenig bekannten Komponisten Evaristo Felice Dall´Abaco liegen dem Orchester.

                                                      

Gut geschlafen hat Antonio Vivaldi  nicht, das ist überliefert. In seinem Concerto „La Notte“, g.-moll, op.10  für Querflöte, wird eine eher unruhige Nacht geschildert. Nach einem Largo, das nicht wirklich beruhigt, tauchen wie aus den Nichts die Fantasmi, die Gespenster auf, huschen hin und her, Ihre ungewöhnlichen Bewegungen sind in unerwarteten harmonischen Wendungen ausgedrückt. Dann scheint der nächtliche Wanderer in schnellem Presto auf der Flucht vor den Spukgestalten. 

Anfangs brauchte das Orchester noch ein bisschen, um warm zu werden. Das gab sich aber schnell. Das Kammerorchester Schlösschen Limburgerhof wurde 1990 als Orchester der Volkshochschule des Rhein-Pfalz-Kreises gegründet. Seit 1998 leitet Diethard Laxa das Ensemble engagierter Laienmusiker, das sich einmal pro Woche zum Proben trifft. Die Freiluftkonzerte  im Park vor dem Schlösschen sind  in Limburgerhof seit Jahren Tradition. Dazu gehört auch die Begleitung junger Solisten. In Lambsheim spielte Franziska Katharina Funk die Querflöte. Die 18-jährige geht noch in Ludwigshafen zur Schule. Sie hat bei bundesweiten Jugend-musiziert- Wettbewerben Preise gewonnen und als Solistin beim Regionenwettbe werb Nord-Ost-Europa den ersten Preis in Stockholm gewonnen.                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                            

Franziska Katharina Funk spielt lebhaft und beweglich. Besonders schön zu hören war das bei dem „Concert à flûte travasière“ des berühmten Flötenlehrers Johann Quantz, wo die Flöte sich wie eine Nachtigall aufschwang. Hier entwickelte auch das Orchester besonders schönen Klang und große Dynamik. Sehr reizvoll war im Folgenden der Kontrast zwischen der kantablen Flöte und dem Pizzicato, den gezupften Tönen der Streicher.                                                             

Carl Stamitz ist ein herausragender Vertreter der Mannheimer Schule, der Musik, die am Hofe des Kurfürsten Carl Theodor gepflegt wurde, und die maßgeblichen Einfluss auf die Entwicklung  der europäischen Musik hatte. Orchester und Flöte spielten gemeinsam das Hauptmotiv aus einem gebrochenen Dreiklang, das im weiteren Verlauf von Stamitz zu einem flotten Flötenpart entwickelt

wurde.

Diethard Laxa hatte auch zwei Konzerte des wenig bekannten Evaristo Felice Dall´Abaco ins Programm genommen. Beide Werke waren musikalisch originell und mit einer Fülle interessanter Ideen anregend zu hören. Die Stücke von Dall´Abaco lagen auch dem Ensemble. Insgesamt machten die Musiker aus Limburgerhof einen sehr guten Eindruck, es gab beeindruckende Passagen.

 

(aus der RheinPfalz; Kritik zum Konzert am 30.1.2011)